„So oder so: Wir werden keine Rückforderungen stellen“
Geisterspiele oder Saisonabbruch – was ist für die Vereine wirtschaftlich das kleinere Übel? Angesichts der immensen Summen an TV-Geldern, die die Klubs der Ersten und Zweiten Liga einstreichen, stellt sich die Frage in den oberen Etagen des Fußball nicht ernsthaft. In der Dritten Liga aber sieht das anders aus. Ein Knackpunkt ist dabei: Wie verhalten sich die Sponsoren, wenn die restlichen Saisonspiele ausfallen oder ohne Publikum ausgetragen werden? Einen haben wir genauer gefragt: Michael Kopper, Geschäftsführer der Alois Omlor Gmbh und Herz der Pfalz-Partner des 1. FC Kaiserslautern. Der 44-Jährige, der mit seinem Bruder bereits die dritte Generation des Homburger Familienunternehmens repräsentiert, gibt im Gespräch ausführlich Auskunft über sein Sponsorendasein vor, während und nach der Corona-Krise.
Michael, wie steht Ihr als langjähriger FCK-Sponsor zu der gegenwärtigen Frage aller Fragen: Geisterspiele oder Saisonabbruch?
Da antworte ich mal ganz als Fußballfan: Ich würde mich für einen Abbruch aussprechen, so gerne und viel ich auch selbst Fußball schaue. Etwas anderes lässt sich doch auch kaum vermitteln. Fußball ist, wie jede andere Sportart, eben nicht systemrelevant. Dem stehen natürlich massive finanzielle Interessen und Nöte der Verein gegenüber, die ein Fortführen fast nötig machen. Die Corona-Krise hat uns leider auch vor Augen geführt, dass unser Fußball finanziell komplett aus dem Ruder gelaufen ist. Das beginnt in der Champions League und zieht sich mittlerweile bis in die unteren Ligen durch.
Wie würden sich Eure Zuwendungen an den FCK verändern, wenn Spiele ganz wegfallen, und wie, wenn sie als Geisterspiele ausgetragen werden?
So oder so – wir werden keine Rückforderungen an den Verein stellen. Wir sehen unser Engagement als Herz der Pfalz-Partner ohnehin eher als Hilfe für den Verein. Ein Werbeinteresse verfolgen wir auf dem Betzenberg nicht wirklich.
Seit wann unterstützt Dein Unternehmen denn den FCK?
Die vier VIP-Sitze auf der Haupttribüne sichern wir uns schon seit rund 20 Jahren. Der ehemalige FCK-Funktionär Dieter Buchholz hat uns damals zum FCK geholt, gewissermaßen auf dem kurzen Dienstweg: Er ist gut mit einem unserer ehemaligen Geschäftsführer befreundet. Ist ja auch nicht selbstverständlich für ein saarländisches Unternehmen, sich in der Pfalz zu engagieren… Seit etwa fünf Jahren sind wir offizieller „Herz der Pfalz“-Partner. Vergangene Saison haben wir mal ausgesetzt, aber seit dieser Spielzeit sind wir wieder dabei.
Sponsoren sollen und wollen ihre VIP-Sitze ja auch nutzen, um Kundenkontakte zu pflegen, also, um gemeinsam mit Geschäftspartnern ein Spiel auf dem Betzenberg zu genießen. Wie hat sich dies in den vergangenen Jahren für Euch dargestellt?
Solange der FCK in der Ersten Bundesliga war, war alles bestens. Unser Unternehmen ist ja in ganz Südwestdeutschland sowie in Frankreich und Luxemburg unterwegs, das heißt, die große Mehrheit unserer Kunden sind nicht unbedingt FCK-Fans. Etwa drei Viertel der Geschäftspartner, mit denen wir den Betzenberg besuchten, waren Anhänger der Gastmannschaften. Oder interessierten sich gar nicht so sehr Fußball, sondern wollten einfach nur mal die Atmosphäre im Fritz-Walter-Stadion, von der sie schon so viel gehört hatten, mal „live“ erleben. Für die, die dies in der „West“ besonders hautnah erleben wollen, halten wir sogar eigens zwei Karten für Block 8.1 bereit. Als Lautern in die Zweite Liga abstieg, wurde es bereits schwieriger, zu jedem Spiel jemanden zu finden, dem wir mit einer solchen Einladung eine Freude machen konnten. Jetzt, in der Dritten Liga, ist es einfach nur noch traurig. Selbst durchaus FCK-affine Geschäftspartner winken mittlerweile ab, sagen, nein, danke, mir genügt’s, wenn ich mir die Aufzeichnung vom Spiel im TV anschaue.
Kannst Du denn nicht wenigstens verdienten Mitarbeitern Deines Hauses eine Freude machen? VIP-Tickets sind schließlich was Besonderes, an die kommt nicht jeder.
Theoretisch schon, aber dabei ist zu bedenken: Ich kann einem Mitarbeiter ja nicht einfach so zwei Tickets in die Hand drücken. Wenn ich es finanzbuchhalterisch korrekt machen will, muss das als „geldwerter Vorteil“ ausgewiesen werden, also praktisch als zusätzliche Gehaltszuwendung. Auf diese Weise zahle ich für verschenkte Tickets also nochmal zusätzlich.
Und wie wirkt es sich buchhalterisch aus, wenn Du Geschäftspartner einlädst?
Da wird, wenn das Ticket einen gewissen Freibetrag überschreitet, Schenkungssteuer fällig. Und die fällt für mich im Sponsoring-Paket des FCK leider höher aus als sie ausfallen müsste. Denn leider ist der FCK nicht in der Lage, uns Rechnungen auszustellen, die die im Ticketpreis enthaltenen einzelnen Leistungen im Detail aufschlüsseln, also darstellen, welche Anteile für Sponsoring, Bewirtung und Eintritt veranschlagt werden. So fiele der Betrag, für den Schenkungssteuer entrichtet werden muss, deutlich geringer aus, und vielleicht läge er ja sogar noch unter der Bemessungsunterlage für die Schenkungssteuer. Und je nach Einkommenssteuerprüfer fällt bei VIP-Tickets übrigens nicht nur die an, es ist mir auch schon passiert, dass die Tickets nicht als notwendige Betriebsausgaben anerkannt wurden und ich die Mehrwertsteuer nachzahlen musste.
Und andere Vereine machen das besser?
O ja. Wir unterstützen beispielsweise auch die Handballer vom TuS Dansenberg, für die einer meiner Bruder und ich in der Jugend aufgelaufen sind. Die listen auf ihren Rechnungen alles exakt auf, selbst die Lautsprecher-Durchsagen und die Anzeige im Vereinsheft bilden eigene Posten.
Das heißt, im Grunde zahlt Ihr für die VIP-Sitze, für die 175 Euro an den FCK bezahlt, nochmal drauf?
So bescheuert das für den ganz normal privat zahlenden Fan jetzt klingt, es ist leider so: Unterm Strich sparen wir Geld, wenn wir unsere VIP-Tickets einfach verfallen lassen.
Und was ist mit den Werbemöglichkeiten, die in Eurem Sponsorenpaket enthalten sind?
Da muss man bedenken, dass unser Unternehmen als Großhändler ja keine Produkte anbietet, für die wir Werbung beim Endkunden machen können. Insofern ist die Präsenz im Stadion für uns gar nicht so wichtig. Zuletzt haben wir die Werbebanner genutzt, um nach neuen Mitarbeitern zu suchen. Dafür ließen sich aber, ehrlich gesagt, andere Medien effektiver nutzen.
Das klingt nicht so, als bliebe die Alois Omlor GmbH noch lange „Herz der Pfalz“ -Partner…
Abwarten. In der gegenwärtigen Situation will man sich natürlich nicht festnageln lassen, vom Gefühl her würde ich aber sagen: Wir bleiben dabei. Trotz allem. Schlicht und ergreifend aus Verbundenheit zum Verein.
Das ist schön zu hören, gerade von einem Saarländer.
Moment mal. Ich bin zwar in Homburg geboren, ab meinem 13. Lebensjahr haben wir aber in Kaiserslautern gewohnt und ich bin am Rittersberg-Gymnasium zur Schule gegangen. Da kannst Du gar nichts anderes werden als FCK-Fan.
Erinnerst Du Dich noch an Dein erstes Spiel, das Du auf dem Betzenberg gesehen hast?
Natürlich! Das war in der Saison 1986/87, gegen Borussia Dortmund, Hannes Bongartz war Trainer. Wir saßen in der Südtribüne, und ich hab die Hälfte des Spiels nur auf die volle Westtribüne geblickt, denn so eine Stimmung hatte ich noch nie erlebt. Davor war ich nur ein paar Mal beim Fußball in Homburg gewesen, die waren damals auch gar nicht so schlecht, aber im Stadion war da längst nicht so viel los. Lautern lag bis zur 78. Minute 0:3 hinten, machte dann aber noch zwei Tore, ein drittes wurde wegen Abseits nicht gegeben. Das war einfach irre, und hinterher war mir endgültig klar: Das ist ab sofort mein Verein. Ich hab dann noch einige Aufholjagden erlebt, die erfolgreich endeten. Und zwei Deutschen Meisterschaften. Das sind Erinnerungen, die prägen.
Michael, danke fürs Gespräch.